Warten aufs Wetter - und Gedanken über die Schriftstellerehre

Jeder Mensch hat seinen eigenen Arbeitsethos, jeder Mensch setzt seine eigenen Ziele. 

 

Ich gehöre ja zu denen, die alles möglichst selber machen wollen, weil nur so am Schluss das Produkt herauskommt, das sich über Monate in meinem Kopf - und in meiner Seele - geformt hat.

 

Gleichzeitig soll natürlich auch etwas entstehen, womit ich auch noch in vielen Jahren sehr glücklich bin, etwas, das auch sogar Leute, die selbst - aber schon länger als ich  "vom Fach" sind (weil sie ein paar Jahre älter sind), die sich schon länger in den betreffenden Gegenden auskennen, begeistert.

 

Schreiben in Bildern...  nicht nur Formulieren von Texten, wie es Auftragsschreiberlinge tun.

 

Die Geschichte wird zum inneren Film. 

 

Doch das erste, was uns bei einem Reisebuch begeistert, sind immer die Bilder, denn auch Bilder erzählen Geschichten. Gut-Wetter-Bilder wecken schöne Erinnerungen, Schlecht-Wetter-Bilder Erinnerungen an graue Tage. Und wer will Letzteres schon?

 

Eines vorneweg: Auf fotogenes Wetter zu warten, ist gar nicht so leicht. Am schwersten ist es dann, wenn im Rest von Bayern schon die Sonne scheint und nur in dem Zipfel, an dem man selbst gerade steckt, der Himmel bedeckt ist. Man vertreibt sich die Zeit, indem man z.B. die Fotoausbeute der Vortrage sortiert und beschriftet. Tröstet sich damit, dass man bald wiederkommen kann und den Rest der erwünschten Fotos eben dann - beim dritten Recherche-Aufenthalt in speziell diesem Gebiet bekommen wird...

 

Und ganz nebenbei macht man sich Gedanken darüber, dass  - wie in anderen Berufen auch - es sich manche KollegInnen so leicht machen... 

 

Ein Beispiel:

 

Neben Text und Bild spielt bei Wanderbüchern natürlich das Kartenmaterial eine wichtige Rolle. Die großen Verlage engagieren hierfür eigens Grafiker, um ihre Karten einen eigenen Charakter - einen Wiedererkennungswert - zu geben. 

 

Ich persönlich ziehe jedoch die offiziellen Karten des "Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Bayern" vor, denn warum soll ich etwas neu erfinden, was schon hervorragend ist? Das kostet mich pro Buch zwar ein paar hundert Euro, aber das bin ich meinen Lesern und Leserinnen - und meinem eigenen Qualitätsanspruch - schuldig!

 

Bis vor ein paar Tagen glaubte ich, alle anderen Verlage würden diese Einstellung teilen. Dann musste ich lernen: Ich hatte mich getäuscht.

 

Als Naturschutzreferentin beim DAV Passau kenne und schätze ich das Onlineportal outdooraktiv.com/alpenvereinsaktiv.com zwar sehr, weil es mir ermöglicht, unseren Sektionsmitgliedern und natürlich allen anderen Interessierten hin und wieder kostenlose Tourentipps zu geben. Das Kartenmaterial dort gehört zur "open data", d.h. man muss keine Lizenzgebühren für die Nutzung zahlen. Für einen Verein sind solche Möglichkeiten sehr wichtig, weil wir Aktiven ja eh kostenlos arbeiten und somit es ja unfair wäre, wenn wir für unsere eigene Arbeit auch noch (in Form von Kartennutzungsgebühren) zahlen müssten.

 

Die Schriftstellerin und Verlegerin in mir würde sich aber eindeutig gegen die dort verwendeten Kartengrundlagen entscheiden.

 

Hier ein Vergleich zwischen dem kostenlosen Ausgangsmaterial "open data" auf outdooraktiv.com und das des von mir sehr geschätzten und verwendeten Material des "Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung" (für das ich natürlich eine Lizenzgebühr bezahlen muss):

 

Screenshot aus der open data von outdooraktiv.com
Screenshot aus der open data von outdooraktiv.com
Screenshot von der Kartengrundlage des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bayern
Screenshot von der Kartengrundlage des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bayern

Die Qualitätsunterschiede sind auch für Laien deutlich zu erkennen.

 

Vor ein paar Tagen musste ich nun erfahren, dass ein Verlag ein Wanderbuch herausgibt, in dem er nur die für ihn kostenlose Kartengrundlage von outdooraktiv.com verwendet.

 

Ganz nebenbei sei noch erwähnt: Das Wanderbuch, das auf die für den Verlag kostenlos nutzbare open data zurückgreift, ist NICHT billiger, als meine Bücher.  Der Verlag gibt die Einsparungen im Produktionsprozess also NICHT an seine LeserInnen weiter...

 

Wir kritisieren die großen Ölkonzerne, aber andere sind auch nicht besser...

 

Doch Geld ist nicht alles. In Zeiten wie diesen wird mehr darauf geachtet, was man fürs Geld bekommt. 

 

Wichtig ist nur, dass sich LeserInnen vorher überlegen, welches Buch auch wirklich sein Geld wert ist!

 

Das hoffe ich... und warte noch immer auf besseres Wetter.